Kaffee spaltet oft die Gesundheitsfanatiker. Regt eine Tasse am Morgen die Verdauung an oder bremst sie den Körper gar aus? Lesen Sie hier alles zum Thema.
Wer kennt es nicht? Einen guten Kaffee zum Frühstück und das Verlangen nach einer ruhigen Minute auf dem Topf lässt nicht lange auf sich warten. Aber geht das wirklichen allen so? Und vor allem was im Kaffee ist es, das die Darmtätigkeit und die Verdauung offenbar anregt und das auch noch ziemlich flott? Je näher man sich mit diesem Thema beschäftigt, desto verwirrender und undurchsichtiger wird die Sache leider, denn Kaffee ist in der Hinsicht offenbar immer noch ein Buch mit mehreren Siegeln. Während die eine Quelle vom „Verdauungsblocker Kaffee“ spricht und das mit gereizten Magenschleimhäuten und Speiseröhrenproblemen begründet, beschreiben andere die positiven Effekte von Kaffee auf die Verdauung. Dabei werden dann verschiedene Hormono für die Wirkung verantwortlich gemacht. So soll der Kaffeegenuss beispielsweise das Hormon Gastrin freisetzen, welches die Produktion von Verdauungssäften fördert. Andere erklären die Wirkung mit dem nach Koffeinzufuhr ausgeschütteten Hormon Cholecystokinin, das zu mehr Gallensäften und damit einer besseren Fettverdauung führen soll.
Die Wissenschaft
Die Wirkung von Kaffee wird natürlich schon seit vielen Jahren untersucht und dabei werden manchmal auch einfach Fragebogen verwendet, die von Probanden ausgefüllt werden. Dabei wurde deutlich, dass bei weitem nicht alle Kaffeetrinker die bekannte Wirkung auf die Darmtätigkeit verspüren. Im Gegenteil, die Gruppe, die nach einem Kaffee oft auch ein anderes Bedürfnis verspürt, ist mit einem Anteil von unter 30% klar in der Minderheit. Außerdem war dabei auffällig, dass der Frauenanteil davon deutlich höher als der Männeranteil war. Das kann man damit erklären, dass Frauen generell einen empfindlicheren Magen- und Verdauungstrakt haben, also auch für die Wirkung des Kaffees empfänglicher sind. Neben dem Unterschied bei den beiden Geschlechtern, gaben viele Teilnehmer auch eine Abhängigkeit von der Tageszeit an. Morgens „funktioniert“ der Kaffee bei den meisten, zu anderen Tageszeiten ist der dagegen wirkungslos. Aber wie kann man das erklären und warum sind rund 70% aller Menschen offenbar komplett immun? Und sind sie es wirklich oder bilden sich die anderen 30% die Wirkung auf ihren Darm vielleicht nur ein?
South Park Fans werden beim Wort Analsonde zumindest schmunzeln müssen, aber tatsächlich hat man zur physischen Untersuchung des Phänomens die mögliche Wirkung direkt im Darm gemessen. Dazu wurde ein Messinstrument eingeführt, das die Bewegung und die Kontraktionen der Muskeln im Enddarm aufzeichnet. Die Teilnehmer wurden dann in drei Gruppen eingeteilt und haben zu festgelegten Zeiten heißes Wasser, koffeinfreien bzw. koffeinhaltigen Kaffee getrunken. Dabei hat man festgestellt, dass sich die Aktivität der Darmwände nur wenige Minuten nach dem Genuss von Kaffee (egal ob mit oder ohne Koffein) deutlich messbar gesteigert hat. Und ein aktiver Darm meldet sich eben auch beim Besitzer und verlangt nach einem stillen Örtchen.
Alles subjektiv und eine Frage der Menge
Es ist also bewiesen, dass Kaffee eine direkte Wirkung auf die Verdauung hat, aber obwohl die erwähnte Studie bereits vor über 20 Jahren durchgeführt wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, was genau den Vorgang auslöst. Vermutet wird eine Kombination aus neuronalen und hormonellen Veränderungen die der Kaffeegenuss anstoßen kann. Natürlich wurden seitdem auch zahlreiche andere Studien zu möglichen Auswirkungen auf die Verdauung durchgeführt und überraschenderweise kam man dabei teilweise sogar zu komplett anderen Ergebnissen. Studie A zeigt vermeintlich, dass Kaffee die Passiergeschwindigkeit der Nahrung im Verdauungstrakt verlangsamt. Studie B zeigt das genaue Gegenteil. Wir können also relativ problemlos zum Mond fliegen, aber es ist offenbar noch immer nicht möglich die Wirkung von Kaffee auf den Körper nachzuvollziehen. Das ist übrigens auch der Hauptgrund dafür, dass Kaffee mindestens genauso oft eine negative Wirkung auf das Wohlbefinden nachgesagt wird, wie ihm eine positive bescheinigt wird. Entscheidend ist wohl, wie bei so vielen Dingen im Leben, den Kaffeekonsum bewusst und in Maßen zu gestalten. Letztendlich ist es aber immer eine sehr subjektive Empfindung und solange Sie sich gut dabei fühlen, spricht wirklich nichts gegen das schwarze Glück.